Geschichtliche Entwicklung unserer Gemeinde bis zum Bau der Waldkirche
Wenn man die Entwicklung der Evangelischen Gemeinden in unserer unmittelbaren Umgebung mit einer Familie vergleicht, wäre die Evangelische Gemeinde in Offenbach die Mutter, Bieber die Tochter, Heusenstamm die Enkelin und unsere Gemeinde die Ur-Enkelin.
Offenbach, das 1559 gemäß dem Willen seiner Landesherren, der Fürsten von Ysenburg, erst lutherisch und 1598 dann reformiert wurde, gilt als die Mutter auch unserer Gemeinde.
In dieser Zeit der Reformation traten auch einige Ortschaften um Offenbach herum zum neuen Evangelischen Glauben über, wurden jedoch mit wenigen Ausnahmen - Dudenhofen und Dietzenbach blieben Evangelisch - durch die Gegenreformation wieder zur Katholischen Kirche zurückgeführt.
Obertshausen und Hausen gehörten in dieser Zeit zum Gebiet des Kurfürsten und Erzbischofs von Mainz. Erst im Jahre 1828 wurden in Obertshausen und 1837 in Hausen jeweils zwei evangelische Bürger registriert.
Von 1862 - 1869 findet der erste evangelische Gottesdienst außerhalb Offenbachs in Heusenstamm im Saal der Gaststätte zum Löwen, später in einer Wohnung statt.
Ab 1865 wird auch in Bieber ein evangelischer Gottesdienst gehalten. Zuerst auch in einem Wohnhaus, 1868 wird durch Spenden u. a. des Gustav-Adolf-Vereins eine kleine Kapelle gebaut und 1869 eingeweiht.
Diese Kapelle ist nun die Gottesdienststätte für die Evangelischen aus Bieber, Heusenstamm und Obertshausen. Hausen ist zu dieser Zeit noch Steinheim angeschlossen. Der Gottesdienst in Heusenstamm wird dafür aufgegeben.
Die Anzahl der Evangelischen stieg weiter, deshalb wurde 1898 die Landpfarrei Offenbach errichtet. Ein Teil dieser Landpfarrei umfasste Bieber mit Heusenstamm, Obertshausen und Hausen, das nun nicht mehr Steinheim zugeordnet ist.
1914 wird Bieber eine selbständige Pfarrei. Sie erhält nun einen eigenen Pfarrer, der in das dort neu errichtete Pfarrhaus einziehen kann. Davor wurden die Evangelischen von Pfarrern aus Offenbach kirchlich versorgt.
Am 18.05.1919 findet der erste evangelische Gottesdienst in Obertshausen in der Neuen Schule, der heutigen Joseph-von-Eichendorff-Schule statt.
1933 kann auch in Hausen im Saal des katholischen Schwesternhauses bei der St. Josef-Kirche der erste evangelische Gottesdienst gehalten werden.
1945 kommen nach dem Krieg viele evangelische Flüchtlinge aus dem Osten nach Obertshausen und Hausen. Dadurch steigt die Zahl der Gemeindeglieder stark an, so dass die bisher genutzten Räumlichkeiten nicht mehr ausreichen und der Bau einer Kirche notwendig wird.
1950 übernimmt Pfarrer Johannes Schilling aus Heusenstamm die Gemeindebezirke Obertshausen und Hausen.
Am 01.10.1951 werden Obertshausen und Hausen zu einer selbständigen Kirchengemeinde, mit eigenem Kirchenvorstand und Rechnungswesen.
Im Januar 1952 verbanden sich die Pfarrbezirke Hausen und Obertshausen und wählten ihren ersten gemeinsamen Kirchenvorstand. In der ersten Sitzung des Kirchenvorstandes wurde sofort die Bauplanfrage erörtert. Einstimmig wurde der Bau einer Kirche beschlossen.
Im September 1952 wird ein Bauplatz von der politischen Gemeinde Hausen gekauft, der für beide Orte zentral liegt: im Eichenwald an der Straße von Obertshausen nach Hausen, der heutigen Schönbornstraße. Bereits wenige Tage danach erfolgte der erste Spatenstich.
Am 19.10.1952 wohnen der Grundsteinlegung der Kirche nahezu 2000 Menschen bei.
Bevor der Bau der Kirche begann, bekamen wir schon von der Kirchengemeinde Heusenstamm die 1. Stiftung: eine Glocke aus den verlorenen Ostgebieten, die in Hamburg auf dem Glockenfriedhof lagerte. Die Glocke wurde 1611 in Schweidnitz in Schlesien gegossen und hing über 3 Jahrhunderte im Turm der Kirche Reichau, Kreis Strehlen (Schlesien).
Nur ein knappes Jahr nach der Grundsteinlegung wurde die Kirche am 04.10.1953 eingeweiht. Pfarrer Schilling schrieb dazu in der Kirchenchronik:
„Dank aber zuletzt dem ewigen Vater, in dessen Dienst wir uns alle gestellt haben. Mehr als wir erwartet haben, empfing das Werk unserer Hände und Herzen seinen Segen. Nun leuchtet die Kirche, innen und außen würdig gestaltet, durch den Wald und ruft die Menschen zur stillen Einkehr und zum Lob und Dank. Für die Kirchengemeinde wird der 4. Oktober der Tag größter Bedeutung! Darum: Kommet zu Hauf, Psalter und Harfe wacht auf, lasset den Lobgesang hören!“
***